Über das Experiment

Wie leicht kommt man an Solarenergie?

Elektrischer Strom ist aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Essen, Wohnen, im Beruf: Ohne Strom ginge morgen Nichts. Seit langer Zeit interessiert mich, wie Strom auch für meine Kinder sicher zur Verfügung stehen kann. Die Möglichkeit, Sonnenlicht in elektrischen Strom umzuwandeln ist eine der genialsten Entwicklungen, die es gibt. Sonnenlicht wird noch lange kostenlos auf die Erde geschickt, die verwendeten Materialen sind ungiftig und recyclebar, die Solarmodule halten lange und im Betrieb entsteht weder Lärm noch Schmutz.

Als ich verstanden habe, welchen Dreck mein damaliger Stromversorger macht, fand ich es Zeit, auf oekostrom zu wechseln und einen Teil der benötigten Energie selbst zu generieren. Wir bewohnen eine Mietwohnung in Wien. Eine klassische Sonnenstromanlage mit ein, zwei Dutzend Solarmodulen am Dach war keine Option. Auf unserem südseitig ausgerichteten Balkon gibt es jedoch einen ausgezeichneten Platz für ein bis zwei Solarmodule.

Solarzwerge, auch Solarkraftzwerge oder Mikro-Photovoltaik genannt, sind einzelne Solarmodule, die man sich selbst installieren kann. Der Name täuscht darüber hinweg, dass sie im Prinzip die große Version einer Solarzelle sind, die man bei Taschenrechnern kennt. Solarzwerge bestehen aus mehreren Einzelteilen. Je nachdem, ob man sich ans öffentliche Netz anschließt oder sie autonom nutzt, sind unterschiedliche Komponenten notwendig.

Ich musste solche Dinger sofort haben!

Ich heiße Simon Niederkircher, bin in Innsbruck geboren und lebe mit meiner Frau und meinen zwei Kindern in Wien. Nach einem Gedenkdienst in Kanada konnte ich beruflich rund ein Dutzend weiterer Länder bereisen. Angestoßen von Hermann Scheer habe ich ein Studium an der Universität für Bodenkultur absolviert und mich auf Erneuerbare Energien spezialisiert.

Meine seltsamen Erfahrungen mit der österreichischen Bürokratie zwischen 2014 und 2016 habe ich in diesem Blog dokumentiert.

Am Ende half dieser Blog dabei, so manches solarfeindliches Gesetz zu Fall zu bringen.

Solarzwerge

34 Gedanken zu “Über das Experiment

  1. Hallo,
    finde Deine Idee gut, habe das ganze auch schon selber ausprobiert. Spannend wird, was WienEnergie (=Netzbetreiber) dazu
    sagt. Denn eigentlich musst du – Bürokratie sei dank – das selbe Genehmigungsprozedere durchlaufen wie bei einer normalen „großen“
    PV Anlage. Weiters steht in der TAEV (Netzzugangsvorschriften) drinnen, dass eine Erzeugungsanlage nicht steckbar ausgeführt werden darf.
    Aber wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja für so kleine Anlagen – sagen wir mal bis z.B. 300 W – dass eine Sonderregelung gefunden werden
    kann…
    Viel Glück und viel Spass, den macht es auf jeden Fall 🙂

  2. Das wird nix. Das wird sowas von verboten. Derzeit wird sowieso die Schlinge um unsere Sklavenhälse von der Energie-Oligarchie und der Polit-Mafia enger gezogen. Jedes Solarpanel macht dich als Feind erkennbar. Den Reichen reichts! Du kannst schon mal um dein Leben und das deiner Kinder bangen, wenn als nächster Schritt ein Auftragsmörder vorbei kommt. Und wenn es das nicht ist, dann zahlst trotzdem Steuern, auch wenn du das Panel gar nicht ansteckst. Weil wenn die Sonne drauf scheint und das Brettl warm wird, dann wird dir das als Heizungsnutzen angerechnet und du kannst die 1.5cent pro kWh Eigenverbrauchssteuer zahlen.
    Aber ansonsten find ich deinen Blog gut.

  3. Tolle Sache! Bin schon gespannt wie kompliziert das noch werden wird.. 😦
    Aber eine fantastische Idee – die zum Nachahmen motivieren würde!

  4. Hab mir im Sommer 2001 ein gebrauchtes Modul gekauft (um ATS 10.980,-), das den Wechselrichter direkt am Modul hat. Angegeben war es mit 95W, aber ich hab nie mehr als 75W Spitzenleistung gemessen. Durchschnittlich „ernte“ ich im Jahr 65kWh.
    Ich hab mir erlaubt, keine Meldung ans EVU durchzuführen, bei dieser gigantischen Leistung werd ich hoffentlich nicht die Netzstabilität gefährden.

    • Nein, in Wien wird das im Rahmen der elektrizitätsrechtlichen Bewilligung geprüft. Wenn die Anlage nicht fest mit dem Gebäude verbunden wird, sollte eine Bauanzeige nicht notwendig sein.

  5. Ist es nun gefährlich oder nicht?
    In Ihrer Wohnung – Sie sind als Familienvater ja auf Sicherheit bedacht – wird vermutlich auch ein Fehlerstromschutzschalter installiert sein, der Sie dem Tod entreißt, sollte einmal ein Haarföhn in die besetzte Badewanne gefallen werden (sorry: sollte spaßig klingen). Nun nehmen wir an, Sie nehmen gern ein Mittagsbad, gleich nach dem Frühstück, die Sonne steht hoch im Süden und Ihr Paneel liefert freundliche 230Watt, das ergibt einen Stromfluss von immerhin 1Ampere. Ein sehr bekannter Professor, der einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung des Fehlerstromschutzschalters bewirkt hat (ist selber in der elektrifizierten Wanne gelegen und hat überlebt, sonst wäre der Fehlerstromschutzschalter nicht fertig geworden!) hat gemeinsam mit Medizinern festgestellt, dass ein funktionierender Fehlerstomschutzschalter mit 30mA = 0,03A Leben in diesem Fall retten kann.
    Nun zurück zur Einleitung: der Föhn fliegt rein, Sie werden durchgebeutelt, Gott sei’s gedankt, der Fehlerstromschutzschalter trennt Sie vom Wiener Stromnetz! Aber bedauerlich: Ihr Solarpaneel liefert weiterhin 1A in die Wanne. Sie werden die Folgen nicht erleben (oder schaltet Ihr Umrichter ab?)!
    Ich will nicht auf eine weiter Möglichkeit eingehen, bei der Ihre nette Nachbarin unter ähnlichen Umständen ums Lebern kommt, weil sie eben noch keinen Fehlerstromschutzschalter hat und Ihr Elektriker im Glauben, wenn er die Hausanschluss-Sicherung herausdreht, das gesamte Objekt nun spannungslos sei! Nein SIE liefern die tödliche Dosis – wenn die Umstände passen – frei für das GESAMTE Haus.
    Ja und nicht verheimlichen möchte ich, dass Sie auch zum Brandstifter werden könnten, wenn Ihre Kupferleitungen überhitzen: Jeder Stromkreis ist mit einer dazu passenden Sicherung gegen Überlastung abgesichert. Senn Sie aber nun am „Ausgang“ des Stromkreises einspeisen – das kriegt die Sicherung am „Eingang“ aber natürlich nicht mit, so steht in diesem Stromkreis um den vom Paneel eingespeisten Strom (s.o. 1A) mehr zur Verfügung. Nun brauchen Sie z.B. nur mehr eine Billig-Dreifachsteckdose und daran ein paar größere Verbraucher: Da steigt Rauch auf!
    Die Versicherung wird leider nicht zahlen (grob fahrlässig!). Ergo: nicht in Allem was nach Bürokratie ausschaut ist Bürokratie drinnen!
    Bleiben Sie stark und ziehen Sie’s durch, oder hören Sie auf Ihren Elektrofachbetrieb.
    Liebe Grüße aus Linz~Donau
    Fritz Gloxeer

    • Auf die grundsätzliche Gefahr von Elektrizität bin ich in einem eigenen Beitrag bereits eingegangen. Wenn ich mit meinem Fön bade, würde mein FI auslösen und der Zwerg abschalten, da er nicht inselbetriebsfähig und mit einer ENS ausgestattet ist. Was das mit meiner Nachbarin zu tun haben soll, verstehe ich nicht. Wenn sie mit ihrem Fön ohne FI badet, geht die Gefahr wohl eher vom Fön aus, für den ich keine Bürokratie brauche. Und wenn der Elektriker die Hausanschluss-Sicherung entfernt während sie in der Wanne schmort, schaltet der Zwerg ab, da er eben mit einer ENS ausgestattet und nicht inselbetriebsfähig ist. Eine Leitung die mit 16Ampere abgesichert ist, kann 20Ampere vertragen. D.h, dass ich ab dem vierten Solarzwerg meines Typs neu absichern müsste. Mein Zwerg und die gewählten Komponenten sind folglich unbedenklich. Weil von grober Fahrlässigkeit keine Rede sein kann, wäre ich im Versicherungsfall überrascht, wenn die Versicherung nicht zahlt. Und selbst wenn der Elektrofachbetrieb den Anschluss erledigt, müsste ich die gesamte Bürokratie durchmachen. Und auf dem gesamten bisherigen Behörden BlaBla Papier wurde ich kein einziges Mal nach der Art der elektrischen Absicherung befragt. Ergo: Manche Bürokratie mag ihren Platz haben. Die Bürokratie für meinen Zwerg schießt jedoch Lichtjahre übers Ziel hinaus.

  6. Hallo Simon,

    das ausführliche Genehmigungsverfahren scheint nicht alle zu treffen? Auf http://www.agesa.at kann ein Solarkraftzwerg bestellt werden (österreichische Handelsfirma) und auf der Startseite ist im letzten Absatz zu lesen: Keine Notwendigkeit von Berechnungen, Vorarbeiten, Bauanzeige, Förderungsansuchen etc.
    Am Bestellformular ist die Mobilnummer der GF angegeben. Könntest du als ausgewiesener Experte bei der Dame anrufen und die neuen Erkenntnisse verbreiten 🙂

    Herbert

  7. Wir sind Erzeuger eines Solar Zwergs und ich habe mit Interesse über Ihre Erfahrungen gelesen – unser Produkt ist vom TÜV-Austria geprüft und erfüllt sämtliche einschlägigen Normen – ich würde mich interessieren, wie denn der Zähler bei Ihnen aussieht? – mit/ohne Rücklaufsperre? Weil die bei den EVU`s beliebteste Methode einen „Solarzwerg“ abzuwürgen ist die Zählergbühr für einen zweiten Einspeisezähler zu verrechnen.

    • Mein Zähler ist im ersten Beitrag „Der Beginn“ auf einem Foto zu sehen: Mit Drehrad. Ob eine Rücklaufsperre vorhanden ist, habe ich bisher nicht getestet, da ich meinen Zwerg noch nicht in Betrieb genommen habe. Am Gerät selbst kann ich es nicht ablesen, ob eine vorhanden ist.

      Möchte einen bidirektionalen Zähler haben, derzeit wäre bei mir die Zählergebühr für beide Messrichtungen nur einmal (für den Bezug) fällig.

  8. „Wem gehört die Sonne?“
    Die rechtskonservative Regierung in Madrid hat die Nutzung von Sonnenenergie für den Eigenbedarf unmöglich gemacht. Ein Präzedenzfall, der in anderen EU-Staaten bereits Nachahmerinnen findet – zu Lasten der Konsumentinnen.
    aktuell zu lesen im „progress“, dem Magazin der österreichischen HochschülerInnenschaft, Ausgabe Juli 03/2014 (kostenloses Abo unter http://www.progress-online.at/content/hol-dir-dein-kostenloses-abo)
    weiterführende Links (auf Spanisch):
    http://desolbediencia.org/
    http://www.ecooo.es/

  9. Klar sind Deine Bürokratie- G’schichtln mehr als ärgerlich. Doch bist Du Dir wirklich sicher, dass PV- Anlagen überhaupt etwas bringen? Durch ihre doch sehr begrenzte Lebensdauer sind sie m.E. ein sinnloses Nullsummenspiel, das sich, kaum amortisiert auch schon wieder verabschiedet, – wenn überhaupt!
    Liebe Grüße!

  10. Servus
    Ganz genau so wie du es schilderst hab ich mir das Prozedere vorgestellt. Darum hab ich mich dazu entschlossen den Weg nicht zu gehen und lieber eine Inselanlage zu bauen. Zur Zeit ist das noch vollkommen legal. Es wird sich zwar niemals rechnen, aber mir es geht es ums Prinzip. Der Genuss das mich die ganzen Kaspern mal könne ist mir das Wert.
    Ich bewundere dich für deine Ausdauer – mach weiter – bitte.
    Übrigens wurden hier von der Kelag (Kärntere Energieversorger) sogar extra Änderungen zu den AGB verschickt in denen vorsorglich dick und fett vor Stecker PV gewarnt wird.
    mit sonnigen Grüßen

    • Danke fürs Feedback! Die Kelag erinnert an die Musikindustrie. Die hat auch immer gedroht, alle, die Musik downloaden, gerichtlich zu verfolgen. Am Ende haben sich doch Unternehmen etabliert, die bezahlte Downloads anbieten.

    • Danke für die Info. Einen der nächsten Beiträge wollte ich diesem Wechselstrommodul widmen. Auf einem Eursolar-Messestand habe ich dazu jedoch folgendes Zitat gelesen: „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

  11. Hallo SImon, ich hab mich letzten Sommer um einen Solarzwerg umgesehen (für meine Eltern) und im Zuge dessen schon mal bei der TIWAG (bzw. der TiNetz) vorabgefühlt. Die Antwort war, wie wohl nicht anders zu erwarten, recht ablehnend (Saugefährlich sei das und obendrein illegal und was weiß ich). Ich hab es dabei mal bewenden lassen. Umso interessanter war, dass sich diese Woche plötzlich ein TIWAG Mitarbeiter angekündigt hat und den alten Zähler bei meinen Eltern gegen einen neueren (mit Rücklaufsperre) getauscht hat. Einfach so. Ich glaub da tut sich was 🙂
    Vielen Dank für Deinen Einsatz und liebe grüße

    • Ja, da tut sich jetzt definitiv etwas! Im Hintergrund verhandeln wir derzeit mit e-control, Bundesinnung, Oesterreichs Energie und diversen Netzbetreibern. Derzeit sehr offenes und konstruktives Gesprächsklima und mittlerweile der Wille, den Zugang zu Solarzwergen zu erleichtern. Wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg.

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