Finale

Nach knapp zwei Jahren haben Behörden und Netzbetreiber keine Bedenken mehr gegenüber Solarzwergen. Mein Kollege Michael und ich sind den Akteuren so lange auf die Nerven gegangen, bis die e-control reagiert hat: Am 22.02.2016 wurde eine neue Version der Technischen und Organisatorischen Regeln für Betreiber und Benutzer von Netzen (TOR) veröffentlicht. Diese regeln den Umgang von Netzbetreibern und jenen, die sich am Stromnetz anschließen wollen.

Warum braucht man solche Regeln überhaupt? Das Stromnetz ist ein Monopol, manche sagen auch „Natürliches“ Monopol. So als hätte es die Natur erfunden dass es Monopole gibt. Quasi von Gott gewollt, dass die Stromnetze ein Monopol sind. Wenn man also die Tatsache akzeptiert hat, dass Netze „Natürliche“ Monopole sind, braucht man die TOR um den Umgang von Netznutzern und Netzbetreibern zu regeln. Ansonsten wäre man als „Kunde“ dem Monopolisten ja ziemlich ausgeliefert.

Bisher enthielten die TOR keinerlei Regelungen zu Solarzwergen. Weder waren sie darin erlaubt, noch verboten. Mein Netzbetreiber hat zwar behauptet, dass Solarzwerge verboten seien. Aber ich bin ja auch selbst schuld, wenn ich den Netzbetreiber frage, ob ich einen Solarzwerg haben darf. Die e-control hat am Ende Erbarmen mit uns Solarzwerg-Betreibern gehabt und sich dafür umso mehr ins Zeug geschmissen, eine moderne, schlanke und einfache Regelung zu bringen.

Diese neuen TOR führen den Begriff der Kleinsterzeugungsanlage ein. Bis 0,6 kVA (in der Regel mit 600 Watt gleichzusetzen) gibt es wesentliche Vereinfachungen für zukünftige Solarzwerge. So kann man zukünftig dem Netzbetreiber einfach eine Mitteilung senden, dass man einen Solarzwerg hat und meldet ihn so an. Bei jeder Anmeldung muss man die Technischen Daten des Wechselrichters mitsenden, aus denen hervorgeht, dass alle notwendigen Sicherheitseinrichtungen im Produkt vorhanden sind.

Welche Sicherheitsanforderungen muss der Solarzwerg erfüllen? Achtet unbedingt drauf, dass zumindest die Abschaltevorrichtung sauber funktioniert und man dem Hersteller zutraut, dass er das sauber hinbekommt. Diese Abschaltvorrichtung ist oft unterschiedlich bezeichnet (ENS, Freischaltstelle, Schutzabschaltung, VDE-AR-N 4105, etc.). Die Abschaltung sorgt dafür, dass beim Ziehen des Steckers keine Spannung mehr an den Steckerstifen ist. Darüber hinaus beschützt die Abschaltvorrichtung die Techniker des Netzbetreibers vor tödlichen Unfällen. Es ist eher unangenehm, wenn man in schwindeligen Höhen am Stromnetz herumwerkt und denkt, dass die Leitung abgeschaltet wurde während einen der Schlag eines Solarzwerges die Leiter hinabbefördert.

Nach der Anmeldung beim Netzbetreiber spricht eigentlich nichts mehr dagegen, seinen Solarzwerg anzustecken und dann kanns auch schon losgehen mit dem selbst gemachten Sonnenstrom.

Vielen lieben Dank an alle, die sich am Experiment beteiligt und zu einer Lösung beigetragen haben!

The End

The End

31 Gedanken zu “Finale

  1. Cool!!! Ihr könnt indie Zukunft sehen? 🙂
    Am 22.04.2016 wurde eine neue Version der Technischen und Organisatorischen Regeln für Betreiber und Benutzer von Netzen (TOR) veröffentlicht.

  2. Eines noch: Kleinsterzeugungsanlagen sind Erzeugungsanlagen, deren Nennscheinleistung in Summe 0,6 kVA pro Kundenanlage nicht übersteigt (nicht 600, das wären dann ja 600KW statt 600 W))

  3. Bedeutet dies jetzt ein Ende dieses Blogs? Oder wird über weiter Erfahrungen berichtet?
    Danke für den gelungenen Kampf gegen „don Quijote´s Windmühlen der E-Wirtschaft“ 😉

  4. Eine Frage noch:
    Da die TOR D4 ja Kleinsterzeugungsanlagen bis zu 600 Watt erlaubt: Wird es einen Simonx2 und Simonx4 geben?
    Also mit doppelter (=300W) und vierfacher (=600W) Power zum „Basis Simon“?

  5. Hallo und vielen Dank für diese tolle Berichterstattung. Als Markeninhaber „Solarzwerg“ haben wir das Thema natürlich gern beobachtet. Schon seit mehr als 5 Jahren beobachten wir das Tummeln rund um die Energieversorger und Behörden.

  6. freut mich, dass es doch noch geklappt hat. Hab deine Berichte hier immer verfolgt. Wir überlegen auch gerade, ob wir uns nicht so etwas zulegen sollen…

    • Der solarzwerg wurde dem Netzbetreiber gemeldet, ich habe ene Bestaetigung erhaltn, dass die Anmeldung erhalten wurde. Bisher wurde der Yaehler nicht getauscht, jedoch scheint meint Yaehler von vrneherein ruecklaufgehemmt zu sein. Gruss aus Spanien

  7. Hallo.
    Was wenn ich jetzt Solarzwerge mit 1KV anstöpslen will und beim einspeisen verdienen will? Auch 150W werden nich so einfach unter tags, wenn in Arbeit, verbraucht. Deshalb macht es keinen Sinn nur 150W anzustöpseln. Wie verfahrt man dann?

    • Hi Manfred!

      Du darfst in Österreich maximal 600 W mit Deiner Kleinsterzeugungsanlage erzeugen und daher auch einspeisen. Und Geld verdienen mit Strom kannst Du als Konsument ohnedies nicht. Der Strom selber kostet ja eigentlich eh nichts mehr. „Verdienen“ kannst Du nur an der Ersparnis der ganzen Nebenkosten. Und die bekommst du beim Einspeisen nicht abgezogen, sondern eben nur den reinen Energiepreis = (defacto) 0.

      Das Ziel des Simons sollte also sein diese neben kosten zu minimieren und Dich knapp auf 0 W Verbrauch vom externen Provider zu bringen. Das ist der Sweetspot. Kein Verbrauch, keine Nebenkosten. Jedes zusätzliche Watt das Du erzeugst ist eigentlich Zuviel, da Du dafür eben de facto nichts bekommst. Je mehr Du selber verbrauchst, und sei es auch nur um den Akku Deines Smartphones zu laden, desto besser.

      Meine Erfahrung mit meinem Simon ist dass er etwa 50% – 70% der möglichen Leistung auch wirklich abliefert, wobei jetzt der Punkt ist wo steht er und wie misst man das. Ich bekommt so im Durchschnitt 60 W – 70 W raus. Die 150 W habe ich glaube ich noch nie geschafft. Zumindest lässt mich das mein Smartmeter glauben.

      Mein Standort ist Wien, und die Wohnung verbraucht im „Leerlauf“ 60 W – 80 W und oszilliert zwischen 20 W und 120 W pro 1/4 Stunde. Das ist de facto der Kühl/Eisschrank plus der Router. Durch den Simon kommt es jetzt zwar immer wieder mal vor dass ich im Verbrauch vom Energieprovider so auf eine 1/4 oder 1/2 Stunde auf 0 absinke. Dass ich jetzt aber von sechs Uhr in der Früh bis 18:00 am Abend keine externe Energie brauche, so wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte, das spielt es leider nicht.

      Das beste Stundenergebnis war dass ich laut Smartmeter eine Stunde lang nur 2 Watt benötigte, da hatte ich zuerst eine 1/4 Stunde lang 8 Watt benötigt, und war dann eine 3/4 Stunde auf 0. OK da habe ich sicher etwas abgeliefert, schlimmsten falls habe ich da 70W „verloren“ also 0,4 ct, je nachdem wie das auch ge- und verrechnet wird. War aber auch genau die Mittagszeit im Hochsommer.

      Sind halt meine persönlichen Erfahrungen. Andere bekommen vielleicht eine bessere Ausbeute auf Grund sauberer Luft, besserer Aufstellung, Drehteller, …

      Für mich reduziert der Simon einfach meinen Energieverbrauch und damit auch etwas die Kosten, leider weniger als ich geglaubt hatte. Rein rechnerisch also eher ein Verlustgeschäft bzw. mit weitaus längerer Amortisation als ich ursprünglich gerechnet habe. Jetzt wird sich halt aus der hoffentlich gegebenen Langlebigkeit des Simon dann im Endeffekt gerade eine schwarze Null ausgehen. „Reich“ werde ich mit ihm nicht werden.

      Nichts desto trotz schaut er zum einen mal schön aus, und auch die Energieverbrauchskurve am Smartmeter ist immer wieder nett anzusehen, wie sie ab 6:00 abzusinken beginnt, dann gegen Mittag Ihren Tiefpunkt erreicht und dann halt langsam wieder zu steigen beginnt. So sehe ich auch aus dem Urlaub immer ob es in Wien sonnig war, bzw. wann dunkle Wolken durchgezogen sind.

      • Siehe dazu auch z.B. : http://stromliste.at/strompreis

        1. Wie hoch ist der durchschnittliche Strompreis in Österreich?
        Der durchschnittliche Strompreis wie sie ihn auf einer Stromrechnung in Österreich finden lag 2015 für Privatkunden bzw. private Haushalte bei 21,2 Cent pro kWh. Davon entfallen 7,8 Cent/kWh auf den reinen Strompreis. Netzgebühren, Steuern und Abgaben machen 13,4 Cent/kWh aus.

      • Hallo.
        Ums direkte verdienen gehts ja nicht, sondern was passiert mit dem Überschuss? Wenn ich 500W ordentlich plaziere, dann habe ich zumindest für 1-2 h, je nach Modulqualität Power. Wenn man untertags aber nicht zuhause ist, wohin mit dem Strom? vertrag kostet ja nichts, und wenn ich jährlich nur 10kw speise.
        Oder habt ihr alle Geräte mit Schaltuhren versehen, die nur untertags eingeschalten werden? Also Kühlschrank, Tiefkühler laufen nur tagsüber?

  8. Also bei mir „versickert“ der Überschuss. Weniger als „0“ wird es bei mir nicht. Das ist die Funktion der „Rücklaufgesperrten Zähler“. Simon ist ja auch eher auf dein Eigenverbrauch ausgelegt.

    Wenn Du wirklich offiziell einspeisen willst ist das die Frage ob das mit dem Simon überhaupt geht. Keine Ahnung wie das dann wirklich aussieht, aber ich fürchte mal dass Du dann sicher anmelden musst, vielleicht fix installieren lassen, brauchst glaube ich einen zweiten Zähler der das Einspeisen misst, und und und. Sprich wahrscheinlich hast Du den ganzen Aufwand einer großen PV Anlage. Ist die Frage ob Du Dir dann nicht gleich eine „richtige“ Anlage machen lässt.

    Aber ich bin kein Fachmann, da kann ich Dir leider nicht wirklich helfen.

  9. Naja, für „richtige“ Anlage kein Platz. Max. 6 Module als Balkonverkleidung, sind~ 1-1,5kW. Je 2 Module speisen eine Phase. Warum es mit MicroPV nicht klappen soll, weiss ich eben nicht. Muss doch der EVU plunzn sein von wo der Strom kommt. Das man es melden muss ist mir klar, weil keine gesperrten Zähler getauscht werden müssen. Aber dann könntens gleich richtigen Zähler montieren, der auch einspeisen erfasst.
    Simon würd ich eh nicht kaufen viel zun teuer. um das Geld bekomm ich 500W. EInfach richtige Seiten abfragen.

    • Muss noch anmerken, das meine 6,1kWp Anlage im Juli bis September tägl. bis 45kW erzeugt, und jährlich 1,5MW Überschuss eingespeist wird, und das bei SO + NW belegung. Muss doch mit 1,5kWp bei S Belegung auch auf ca. 400kw Überschuss kommen.

      • Mit einem Zwerg gehts eh. Die 1kW sind derzeit wegen der Rahmenbedingungen eine ungünstige Größe zum „Geldverdienen“. Nimm max. 500 Watt und schau es Dir mal an, dann kannst später immer noch erweitern und hast eben – wie von Gerhard geschrieben – viel weniger Rundum Stress.

      • Mal schauen ob ich Schwager umstimmen kann. Ob sich das toll als Balkonverkleidung macht wenn dazwischen PV Module statt rundherum.

  10. So, nun etwas schlauer.
    Aufgrund der ab 1.7.2016 gültigen neuen TOR D4 gelten nun gewisse Vereinfachungen für den Netzzutritt von Erzeugungsanlagen bis 0,6 kVA (pro Kundenanlage) an das öffentliche Niederspannungs-Verteilernetz. Steckdosenmodule sind ! Verboten !

    Klicke, um auf pv-kleinsterzeugungsanlagen-vereinfachtes-verfahren.html zuzugreifen

    Werde meinen Schwager raten sich „illegal“ etwas zu montieren, aber mit fixer Verkabelung samt LS.

    • Oesterreichs Energie ist bei dem Thema nicht unbedingt der vertrauensvollste Ratgeber (Lobby, die lange Zeit gegen Solarzwerge gekämpft hat). Das Stecker verboten sind wünscht sich der Verein zwar, das ist aber so nicht korrekt. Wichtiger als die Frage nach einem festen Anschluss ist die Frage der Absicherung (LS). 1 kW fest angeschlossenen aber falsch abgesichert ist wesentlich gefährlicher als 500 Watt mit Stecker.

      Bitte gut aufpassen, an welchem Stromkreis die Anlage angeschlossen wird und wo welche LS positioniert werden.

      • Keine Angst. Hänge jede 360W-Kombi an je eine Phase, mit je 6A LS. Dies dann weiter an die Eingänge beim FI. Schlüssel für Vorsicherungskasten habe ich ja 😉 Damit habe ich dann den Fehlerschutz auch integriert, weil alle Abnehmer dahinter sitzen. Die zusätzliche Sicherungen sitzen ja im MicroWR selbst noch.

  11. Pingback: "Simon" von der Firma Oekostrom - sedl.at

  12. Pingback: Freie Fahrt für Bürgerstrom in Österreich – buergerstrom

Hinterlasse eine Antwort zu Oliver Krause Antwort abbrechen